Freitag, 14. Dezember 2012

CD-Review: Converge


Ich muss ja gestehen, dass ich relativ lange benötigt habe um mit CONVERGE warm zu werden. "Jane Doe" hat durchaus seine Zeit gebraucht bis ich die Großartigkeit des Albums erkannt habe, aber mittlerweile ist das Biest doch gewaltig durchgestartet. Trotzdem kein Album für das tägliche Hörvergnügen, aber mit Zeit und Muße ein gewaltiges Stück Hass. Ferner muss ich gestehen, dass ich weiter nichts von CONVERGE kenne, keinen einzigen Song der nicht von "Jane Doe" stammt hat bisher den Weg in meine Gehörgänge gefunden. Da dieses Jahr nun aber mal wieder ein neues Album auf dem Plan stand, schien es der passende Zeitpunkt dies zu ändern, und so fand "All We Love We Leave Behind" seinen Weg auf meinen Plattenteller und hat sich da auch durchaus erfolgreich gehalten.
Zuerst habe ich mich bemüht, das Album irgendwie in Verbindung mit "Jane Doe" zu bringen, aber bin daran grandios gescheitert, obwohl es dieselbe Band ist, sind beide Alben auf ihre eigene Art doch grundverschieden, trotz einer großen Gemeinsamkeit:  Wut. Bezüge auf das frühere Schaffen der Band im weiteren Verlauf meines Sermons erübrigen sich somit und keiner muss sich wundern wo diese abgeblieben sind.
"All We Love We Leave Behind" ist somit wütend. Diese einzige relevante Information der Einleitung ist gleichzeitig das Grundgerüst für das komplette Album, wobei man wütend nicht mit "durchgängig Highspeed" verwechseln sollte, das trifft nämlich keinesfalls zu. Der Sänger brüllt sich aber durch die Songs mit einer derben Aggressivität, dass es eine wahre Freude ist. Die Songs an sich würden ohne den Gesang hingegen zumindest stellenweise ziemlich brav daherkommen, so ist zum Beispiel die Grundstimmung in 'Empty On The Inside' in meinen Augen eher zurückhaltend gehalten, was durch den Gesang natürlich konterkariert wird und durch den folgenden Brecher 'Sparrow’s Fall' pulverisiert wird. Ein weiterer ziemlich interessanter Song ist 'A Glacial Pace', dessen Anfang und Titel mich immer direkt an gemächlichen Post-Rock-Ambient-Krempel erinnert haben. Im weiteren Verlauf ist der Gesang ziemlich zurückgenommen und auch die Instrumentalisten fahren nur Standgas. Ein Song, der Live vielleicht nicht ganz so mächtig rüberkommt und in einem wilden Gig auch deplatziert wirken könnte, der aber zusammen mit 'Vicious Muse' als Ruhepause in der Albummitte ganz hervorragend eingesetzt ist und mit seinen Midtempo-Riffs einen fast schon walzenden, doomigen Touch erhält. Natürlich ist die Walze immer noch vorne an einem Dragster montiert, aber immerhin. Im weiteren Verlauf ziehen CONVERGE dann immer wieder die Handbremse und werden in dem balladesken 'Coral Blue' fast schon brav. Aber das erscheint nur auf den ersten Blick so, denn in der Tiefe des Songs schlummert auch hier viel angestaute Wut, die sich nur nicht richtig den Weg nach oben bahnen darf, den Zuhörer aber immer tiefer zu sich herunterzieht und versucht, ihm den Boden unter den Füßen zu entreißen. Jedenfalls ein außergewöhnlicher Track und für mich das Albumhighlight. Gegen Ende nimmt das Album dann wieder etwas mehr Fahrt auf, wobei ich das Instrumental 'Precipice' ziemlich verzichtbar finde, manchmal sogar richtiggehend ärgerlich, da es den Hörfluss unnötigerweise trübt. Zwar schließt sich das Intro des Titeltracks nahtlos daran an, aber na ja, das hätte man vielleicht besser lösen können. Aber das sind alles nur kleine Kritikpunkte an einem ziemlich überzeugenden Album, das bei genauerer Beschäftigung mit ihm wahrscheinlich noch deutlich weiter in meiner Gunst steigen wird. 

[Nezyrael]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen