Mittwoch, 3. Dezember 2014

CD-Review: Ophis "Abhorrence In Opulence"



Heute muss ich mich als Fanboy outen. Die vier Downtempo-Metaller von OPHIS sind für mich die so ziemlich beste Death-Doom-Band, die in unseren Grenzen verkehrt. So schwer, drückend und atmosphärisch aber gleichzeitig auch spannend und einnehmend wie die Hamburger sind nur wenige deutsche Bands. "Abhorrence In Opulence" stellt ihr nun mehr drittes Studiowerk dar und zum Glück wurden keine gravierenden Änderungen an der Grundrezeptur vorgenommen.
Noch immer stehen bei den Nordlichtern Langsamkeit und Überlänge im Vordergrund. Denn bis auf das "kurze" Neun-Minuten-Stück 'A Waltz Perverse', nimmt sich jeder Titel mindestens elf Minuten Zeit. 
Was aber unterscheidet OPHIS von anderen Truppen, die es nicht hinbekommen lange und dennoch attraktive Stücke zu schreiben? Diese Frage ist gar nicht so leicht in einem Satz zu beantworten. 'Among The Falling Stones' beispielsweise dauert fast 13 Minuten, aber macht durch den abwechslungsreichen Gesang von Frontmann Phil, der sowohl screamen als auch growlen kann, sowie durch das durchdachte Song-Writing eine Menge Spaß. Mal trumpfen die Gitarren hymnenhaft auf, mal stampfen sie mit monströser Energie auf und folgen damit dem schweren Beat des Schlagzeugs. Auch komplette Brüche sind hier keine Seltenheit. So trommelt Drummer Nils ab der Mitte nur noch ganz dezent vor sich hin, während die Gitarren sich von ihrer leichten und zerbrechlichen Seite zeigen, um einige Minuten später von der zurückkehrenden Urgewalt verschlungen zu werden. Die abschließende Streicherpassage sorgt dann noch mal für so richtig viel Gänsehaut. Ganz großes Kino!
Das bereits angesprochene Mittelstück 'A Waltz Perverse' ist stellenweise richtig schnell und bildet in vielerlei Hinsicht den bis dahin dynamischsten Track der Platte. Dennoch bleibt das Ganze noch im Rahmen des Doom Deaths verhaftet und zieht auch immer wieder die Bremse, wo es nötig ist. Gerade diese Nummer erinnert mich in gewisser Weise an AHAB, warum vermag ich so direkt nicht zu sagen, aber der Gedanke drängt sich dennoch auf.
Wesentlich typischer für die Gruppe ist 'Somnolent Despondency', das gerade zu Anfang hypnotische Züge annimmt, was insbesondere den apathischen Vocals und der repetierenden Riff-Grundierung zugeschrieben werden kann. Allerdings gewinnt auch dieser Titel im weiteren Verlauf so richtig an Fahrt und überholt in Sachen Dynamik fast noch seinen Vorgänger. Stellenweise hat das Gebotene kaum noch etwas mit Doom zu tun, sondern wildert bereits kräftig im klassischen Death Metal. Ein Bereich, wo sich der Vierer auch schon immer ganz wohlgefühlt hat.


Zum Ende hin fasst 'Resurrectum' noch einmal die gesamte Brandbreite zusammen: Langsamkeit, Brutalität, Verletzlichkeit und ein furioses Finale, das über die gesamte Spielzeit des Songs allmählich aufgebaut wird. Das leitet perfekt zu meinem Fazit hinüber, das wiederum eindeutig positiv ausfällt. Denn es ist schlichtweg beeindruckend mit welcher stilistischen Vielfalt OPHIS in einem Genre auftrumpft, das von (zu) vielen Hörern noch als sperrig und langweilig angesehen wird. Dabei präsentiert "Abhorrence In Opulence" die ganze Bandbreite der Be- und Entschleunigung und zeigt auch, dass man sowohl die Abrissbirne als auch die Feingeistigkeit herauskehren kann. Diese Band gehört sowohl im Death Metal als auch im Doom Metal zum Besten, was es in Deutschland gibt.
Seit 05.09.2014 ist das dritte Werk von OPHIS bei Cyclone Empire.

9 von 10 Punkten

[Adrian]

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