Donnerstag, 19. März 2015

CD-Review: Porta Nigra "Kaiserschnitt"


Endlich ist es soweit! Nachdem bereits mit 'Femme Fatale' ein Vorgeschmack auf das neue Album der Rheinland-Pfälzer von PORTA NIGRA online verfügbar gewesen war, gibt es nun mit "Kaiserschnitt" acht weitere neue Titel, die sich thematisch mit dem Sündenfall des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen: dem ersten Weltkrieg!
"Fin de Siècle" war 2012 ein ordentlicher Paukenschlag und hat gezeigt, dass
mit den beiden Musikern (aus dem Umfeld der Limburger Black-Metal-Truppe MEMBARIS) zu rechnen ist. Drei Jahre später sind sie jetzt wieder da und man hat sich von der Jahrhundertwende weg hin zur Urkatastrophe der modernen Gesellschaft bewegt. Musikalisch bleibt man sich zwar in weiten Teilen treu und verbindet verschiedenste Elemente aus Black und Dark Metal miteinander, um einen ganz eigenen Stil zu erschaffen, den man im weitesten Sinne als Teil der düsteren Avantgarde betrachten kann. Umso schwerer ist es Parallelen zu anderen Gruppen zu ziehen. In der Erhabenheit findet sich (wie bereits im letzten Artikel zur Band erwähnt) einiges wieder, was Vergleiche mit den Kollegen von THE VISION BLEAK zu lassen würde, allerdings ist das Schaffen der Koblenzer zu bitter und unromantisch, um diesem Vergleich bis in die allerletzte Konsequenz Stand zu halten. Stampfende und wütende Lieder wie 'In Stahlgewittern' wecken nämlich vielmehr  Erinnerungen an die anti-militaristische Herangehensweise der Crust-Teutonen von TOTENMOND, wenn auch Zwischenspiele wie 'Kein schönerer Tod' wiederum einen Hauch Gothic-Flair versprühen. Eine dunkle Progressivität wohnt dann wieder dem vertrackten 'Mata Hari' Inne, das den Hörer sehr fordert und nichts für Ohren ist, die leichte Kost erwarten.
Man kann ewig so weiter machen, denn etwas Besonderes besitzt jeder Titel. Gemein ist allen Liedern aber, dass sie instrumental zwischen angenehmen Melodien und bewusst unbequemen Arrangements hin und her schwanken. So wechseln sich zum Beispiel virtuose Gitarren-Soli mit ungewöhnlichen Disharmonien ab.

Alles in allem ist "Kaiserschnitt" ein noch stärkeres Album als das Debüt geworden und zeigt wieder einmal wie unlimitiert PORTA NIGRA ist. Bei dieser Band ist alles möglich und stilistische Grenzen gibt es quasi nicht. Nichtsdestotrotz ist der Longplayer in sich stimmig und der verzweifelte Gesang sowie die abgedrehten Kompositionen sind nur zwei immer wiederkehrende Elemente, die so unterschiedliche Titel wie beispielsweise das rockige 'Ich-Zerfall' und das schwarzmetallische 'Der letzte Ton' zusammenbringen.
Ich für meinen Teil kann "Kaiserschnitt" nur jedem Fan von extravagantem und experimentellem Extreme Metal ans Herz legen. Denn so etwas hört man nicht alle Tage.
Die auf 500 Exemplare limitierte Scheibe gibt es seitdem 09.03.2015 bei Debemur Morti Productions.

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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