Dienstag, 26. Mai 2015

Revisited-Review: A Cloud Forest "Through The Eyes Of The Ambivalent"

Vor knapp fünf Jahren war die NS-Black-Metal-Thematik auf ihrem Höhepunkt. Versteht mich nicht falsch. Der Kampf gegen extrem-rechtes Gedankengut ist richtig und wichtig, aber vor einigen Jahren schien alles etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein. Zuviel ist nämlich selten gut und schadet leider einer an sich positiven Sache (nämlich die politische Unterwanderung eines Musik-Genres zu stoppen). Krude Zusammenhänge wer und warum rechts sein könnte, wurden konstruiert und die Frage ob man diese oder jene Band thematisieren dürfte, kochten immer wieder hoch. So wurden hier und da immer wieder Auftritte von eigentlich unpolitischen Bands vorsichtshalber abgesagt und so ziemlich jede Black-Metal-Gruppe musste sich in einem Interview dazu äußern und sich von Nazis distanzieren (selbst wenn sie mit Politik nie etwas am Hut gehabt haben). Uns beschäftigte das Thema auch und so fragten wir uns: gibt es eigentlich auch links-radikalen Black Metal? Startet jetzt eine Gegenbewegung? Dabei stieß ich auf den RABM-Blog (Red Anarchistic Black Metal) und auch auf A CLOUD FOREST. Die ich deswegen vor schnell in die Anarcho-Ecke gestellt habe. Allerdings hat das Schwarzmetall-Duo aus Arizona nichts mit Politik zu tun und kam auf den Blog, weil sie den Betreiber persönlich kannten und er sie promoten wollte. Allerdings wusste ich diesen Umstand noch nicht, als ich dieses Review schrieb. 
Anarcho Schwarzmetall? Noch immer kommt dieses neue Genre vielen
Metalheads mehr als seltsam vor. Allerdings gibt es ihn und er scheint zumindest im untersten Underground tatsächlich Fuß fassen zu können. Denn A CLOUD FOREST legt mit dem Album "Through The Eyes Of The Ambivalent" dieses Jahr bereits den zweiten Release vor. Und wie auch schon bei der Demo "Don't Stand At My Grave And Weep" regiert auch auf dieser Scheibe atmosphärischer teilweise doomiger Black Metal, der mit Effekten nur so vollgestopft wurde. Die sechs zum Teil überlangen Tracks ('This Dying Heart' dauert allein 12 Minuten!) ziehen sich wie ein Lavastrom und sind sehr ausladend. Das unverzerrte Intro-Riff wabert allein zwei Minuten vor sich hin bevor es erst richtig losgeht. Das macht den Zugang zum Material für den Otto-Normal-Metaller etwas schwer. Ebenso wie das von 80s Darkwave inspirierte und mit Deathrock-Gesang angereicherte Stück 'Cain', das die musikalische Toleranz des Hörers austestet. Lobend hervorheben lassen sich Lieder wie 'Blessed With This Curse' oder 'The Pagns Of Conscience', die sehr nach epischen und pechschwarzen BATHORY klingen und auch die an Dead-erinnernden Vocals gut zur Geltung kommen lassen. Darüber hinaus  wird das Instrumental 'Coronach'  Fans von ruhigen ambienten Klängen gefallen.
Alles in allem macht die Langrille ihrem Namen alle Ehre und verleitet zu einer ambivalenten Bewertung (Anmerkung 2015: ha ha, tolles Wortspiel mit dem Albumtitel). Einerseits überzeugen die Amis durch  Epik, Atmosphäre und Finsternis. Zum anderen sind die Songs viel zu lang, über weite Strecken zu monoton und generell zu sehr mit kratzigen und störenden Effekten infiziert. 

A CLOUD FOREST zeigt dass die Musiker eine Menge Potential haben, aber es noch nicht ganz ausschöpfen können. Dennoch sollten Fans von stimmungsvollen und progressivem Black Metal ein Ohr riskieren. Linkes Gedankengut in den Texten ist mir übrigens wie auch bei der Demo selbst nach mehrmaligem Hören nicht aufgefallen (Anmerkung 2015: natürlich nicht! Die Band war ja auch nie politisch).
Wer nun Blut geleckt hat, kann die Special Edition des Albums für sehr günstige 4$ bestellen oder für 3$ downloaden.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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