Dienstag, 15. September 2015

Live-Review: Metal Embrace Festival 2015

Vergangenes Wochenende habe ich das erste Mal überhaupt das Metal Embrace Festival in Barleben besucht und wurde direkt von den Bands als auch vom Ambiente positiv angesprochen. Ein familiäres Fest mit fan-freundlichen Preisen, einer rustikalen Location und vielen tollen Auftritten. Bevor es los geht, nur eine kurze Info: Ich entschuldige mich für die nicht sehr hochwertigen Fotos und die Auslassung einiger Bands (dieser Bericht ist spontan entstanden und soll lediglich einen kurzen Einblick verschaffen).
Unlight / Foto: Adrian
Nach einer endlosen Wartezeit in Hannover auf den Anschluss-Bus und Stau auf der A2, erreiche ich Barleben erst sehr spät und kann mir nur die zweite Hälfte des Festival-Tages anschauen. BITTERNESS stimmen mich mit räudigem Thrash dafür gut auf den Abend ein und es folgt mit NAILED TO OBSCURITY bereits einer meiner ersten Favoriten im Billing. Mit einem tollen Mix aus Doom, Death Metal und Melodie legen die Herren aus dem Norden einen geilen Gig hin, der von den Songs des aktuellen Albums "Opaque" bestimmt wird. So tolle Lieder wie 'INnerMe' oder 'Murder Of Crows' (das einen großartigen Abschluss bildet) lassen mich nicht kalt und zwingen mich dazu den Act aus Niedersachsen in der ersten Reihe gnadenlos abzufeiern. Geiler Sound, mitreißendes Engagement der Musiker und ein Publikum, was Spaß mit der Band hat: was will man mehr? Bei UNLIGHT wird es im Anschluss richtig voll vor der Bühne. Die reinrassigste Black-Metal-Formation des Metal Embrace findet großen Anklang und ihre  inbrünstige Show sorgt für Eindruck. Sie versetzen ihr Schwarzmetall mit einigen Thrash-Elementen und erschaffen so einen treibenden Sound der für Begeisterung sorgt. Mit den letzten beiden Alben "The Katalyst Of The Katharsis" und "Sulphurblooded" haben die Süddeutschen mächtige Geschütze zur Hand, die keine Schwachstellen aufweisen. Danach kommt der Headliner THULCANDRA auf die Bühne, aber die Bajuwaren sehen sich einer geleerten Halle gegenüber. Denn obwohl ihr Black Metal / Melodic Death Mix eine tolle Hommage an DISSECTION darstellt, scheinen viele Besucher zu erschöpft für die Bayern zu sein. Erst beim abschließenden Cover 'The Somberlain' mobilisieren die meisten Zuschauern die letzten Kraftreserven und schwingen ihre Birnen. 
Auch an Tag zwei verzichte ich auf die ersten Bands (was am Kater vom Vortag liegt) und bin so erst bei TOXIC WALTZ wieder voll auf der Höhe. Diese Kapelle ist nach einem Song von EXODUS benannt und liefert genau das ab, was man erwartet: kernigen 80s Thrash mit viel Energie - gefällt mir. Danach kommt dann bereits das Sci-Fi-Metal-Gespann von VYRE. Verkleidet wie Raumfahrer
Vyre / Foto: Adrian
(beziehungsweise Piloten) kommt das Bielefelder Sextett auf die Bühne und hat einiges zu bieten. Neben einem Keyboarder gibt es hier sogar einen E-Geiger und als dieser im Soundchek den Cantina-Song (aus Star Wars) anspielt - weiß ich nicht, ob es noch irgendeinen Grund gibt sich diese Gruppe nicht anzuschauen. Abseits von Sci-Fi-Samples und Anspielungen auf bekannte Mystery-Serien, gibt es hier Extreme Metal der Marke Avantgarde zu bestaunen. Beschreiben kann man das Ganze als ziemlich abgedreht, aber auch als qualitativ hochwertig.  Weiter im Programm mit LYFTHRASYR. Zuletzt habe ich die Karlsruher 2008 gesehen und seitdem hat sich nicht viel verändert. Der symphonische Dark Black Metal mit Industrial geht immer noch gut ins Ohr, aber bleibt Geschmackssache. Da ich persönlich auch gerne SAMAEL höre, komme ich mit dem wilden Mix gut klar, aber viele andere treibt das leicht gotische Geschehen aus der Halle. Dennoch machen die Baden ihre Sache gut. Der Andrang bei der folgenden Truppe ist wieder groß. HARAKIRI FOR THE SKY ist eine der Bands der Stunde und reitet eine Welle der Begeisterung. Wo die Österreicher zurzeit auftreten, siegen sie. Auch heute wieder schaffen es M.S., J.J. und Anhang eine stimmungsvolle und ergreifende Show zu bieten, die mit Gast Vocals von AGRYPNIE-Sänger Torsten und HERETOIR-Fronter David (der ja auch Gitarre bei AGRYPNIE spielt) angereichert werden. Der Gig ist eines der Highlights des Festivals. Da haben es STERBHAUS aus Schweden ungleich schwerer, denn wirklich kennen , tun sie hier nur die wenigsten. Das ist den Skandinaviern aber egal, mit einem heftigen Black-Death-Thrash-Feuerwerk und den lustigen Ansagen von Sprachrohr Marcus Hammarström (in denen er Zuschauer beim Gähnen erwischt und die Menge zum Saufen bis zum Kotzen animiert) wird es nicht langweilig. Fazit: Sehr sympathisch und in jedem Fall ein Besuch Wert. Den Abschluss des Festivals bildet AGRYPNIE, deren Besetzung sich heute etwas dezimiert präsentiert (Bass und Keyboard fehlen). Unterhaltsam ist es trotzdem. Denn die Songs der Herren aus Rhein-Main gehen wie immer unter die Haut und mit Harakiri-Fronter J.J. gibt es auch hier Gast-Vocals zu bestaunen. Da will man gerne mehr und bekommt am Ende auch noch mehr. Es ist zwar eine Wiederholung eines bereits gespielten Titels (mehr einstudierte Tracks hat die Setlist 
aufgrund der unterschiedlichen Wohnorte der Mitglieder nicht zu bieten), aber der Stimmung tut das keinen Abbruch. 

Mit AGRYPNIE endet schließlich das Metal Embrace Festival 2015 und ich kann mir vorstellen hier häufiger hinzufahren. Als Hesse ist es zwar nicht gerade um die Ecke, aber die nette Atmosphäre, der unkommerzielle Ansatz und durchdachte Zusammenstellung der Bands, macht den Iron Cruise MC in Barleben (in dessen Halle das Festival stattfindet) auf jeden Fall attraktiv genug, um die lange Reise auf sich zu nehmen. Danke an Veranstalter, Bands, Crew und alle Besucher für dieses denkwürdige Wochenende!

[Adrian] 

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