Donnerstag, 29. September 2016

Live-Review: Katatonia "The Fallen Hearts Of Europe Tour 2016"

Passend zum 25. Geburtstag der Band sind die Schweden von KATATONIA in Europa unterwegs, um einige ausgewählte Bühnen zu bespielen. Darunter sind auch fünf deutsche Städte. Mit dabei ist auch Frankfurt am Main mit seiner Batschkapp, die am letzten Mittwoch in September zum Schauplatz für die "The Fallen Hearts Of Europe Tour 2016" wird.
Einlass ist um 19 Uhr und der Andrang ist noch überschaubar - nur eine kleine
Vola (Foto: Adrian) 
Schar Fans steht an um den Einlass zu erwarten. Allerdings ist zum Auftritt der ersten Band VOLA bereits ein großer Teil der Zuschauer eingetroffen. Die Dänen sind vier Musiker und zwei Macbooks (bei gleich zwei Apple-Laptops auf der Bühne befürchten viele Puristen im Publikum das Schlimmste). Musikalisch sind die Kopenhagener aber gar nicht mal so schlecht, wie man es als vorurteilsbehafteter Metaller vermuten mag. Ein wenig Postrock, etwas Prog, aber auch Indie und harte Gitarren sind die Zutaten bei diesem Stilmix. In den ruhigsten Momenten wirkt das Dargebotene wie COLDPLAY, in den harten Passagen klingen die Riffs nach SEPULTURA. Das ist interessant bis skurril, aber dennoch stimmig - insgesamt, eine gute Einstimmung auf das weitere Programm.
Denn auch der nächste Act ist ziemlich abgedreht - eigentlich sogar noch abgedrehter. AGENT FRESCO aus Island beschreiben ihren Stil als Mischung aus Progressive Rock,

Agent Fresco (Foto: Adrian)
Pop, Art und was auch immer einem gefällt - das passt tatsächlich sehr gut. Denn der kahle und bärtige Sänger Arnór geistert unruhig von einer zur anderen Seite der Bühne und spielt ständig mit dem Mikro-Kabel herum. Auch bei den Ansagen macht er eine gute Figur und verrät, dass sein Gitarrist und Basser an Dünnschiss beziehungsweise Kotzerei leiden, aber da bisher niemand auf die Bühne gekotzt oder gekackt habe, sei es doch ein guter Abend. Die meisten Songs sind sehr ausgefallen und ändern ihre Ausrichtung innerhalb von wenigen Takten. 
Dennoch ist es überraschend als nach einer ganzen Weile mit soften, klaren Vocals auf einmal Screams im Stile von ROTTEN SOUND ausgepackt werden und die vertrackten Song-Strukturen in einem wilden Ausbruch kollabieren. Highlight der Show ist der finale Song 'Eye Of A Cloud Catcher', der dem toten Vater des Sängers gewidmet ist - ein Titel der unter die Haut geht. 
Ach und dann haben wir ja auch noch einen Headliner. KATATONIA feiert wie eingangs erwähnt das 25-jährige Bandbestehen und spielt dafür eine ausgedehnte Tour. Das zerrt auch an Kräften und Nerven, was zum Unmut
Katatonia (Foto: Adrian)
eines Kollegen beiträgt, da er eine lapidare Absage für ein vorher vereinbartes Interview von der Security erhält. Auf der Bühne wiederum geben sich die Stockholmer ziemlich allürenfrei. Die Umbauphase ist nicht übertrieben lang und die Mitglieder geben sich spielfreudig und gut gelaunt. Der Sound ist kraftvoll und ebenso brachial wie melodisch. Die Setlist ist prall gefüllt und man bringt es innerhalb von fast zwei Stunden auf eine stattliche Anzahl von etwa 20 Songs. Da sind Titel aus den verschiedensten Lebensabschnitte der Band mit dabei und mit starken Tracks wie 'Dead Letters', 'Ghost Of The Sun' oder  'Evidence' bleiben keine Wünsche offen - na ja, es sei denn man ist Fan von frühen Alben wie "Brave Murder Day", aber davon etwas zu hören wäre auch höchstens ein frommer Wunsch gewesen. Denn stilistisch ist KATATONIA nicht mehr die extreme Kapelle, die sie Anfang und Mitte der Neunziger Jahre gewesen ist. Dennoch ist das Konzert insgesamt sehr mitreißend, was entsprechend vom bunt-gemischten Publikum quittiert wird, das Altfans, Hipster, Normalos und junge Metaller umfasst. 


Als Fan sollte man also auf jeden Fall die Tour noch besuchen, wenn man die Chance dazu hat.

[Adrian]  

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