Freitag, 28. Oktober 2016

Reingehört: Wyruz "Judge And Jury"

Death Thrash Metal gibt es im Grunde nicht. Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Eine Zutat hat immer die Nase vorn. Entweder handelt es sich um Todesstahl-Truppen, die einige Thrash-Riffs in ihren Sound implementieren, oder um Thrash-Bands, die Blast Beat nutzen und ihre Gitarren tief und fies stimmen. Zur zweiten Kategorie gehören die Norweger von WYRUZ. Seit 2002 prügeln sie sich durch die Botanik und haben aktuell ihren zweiten Langspieler "Judge And Jury" veröffentlicht. Handelt es sich hierbei um einen weiteren belangloser Output eines Genres, das sich selbst überlebt hat, oder ist der Dreher ein echter Game Changer? Finden wir es heraus!
Zu allererst sorgen wir aber dafür, dass der große weiße Elefant den Raum
verlässt. Sänger Vegar Larsen erinnert stimmlich sehr stark an eine Version von Tom Araya, die mit ein wenig TESTAMENT veredelt wurde. Keine schlechte Mischung - aber auch kein Kandidat für den metallischen Innovationspreis. Nach James Hetflied von METALLICA, sind die beiden genannten Einflüsse, die wohl am häufigsten gewählten Vorbilder für Thrash-Frontmänner. Die Riffs bewegen sich auf dem Niveau moderner Alben traditioneller Bands - was im Klartext heißt, dass man eine gewisse Verbundenheit zur alten Schule heraushört, aber ebenso versucht das technische Niveau der Moderne zu halten und darüber hinaus Einflüsse anderer Genres verwertet (Spoiler-Alarm: es ist auch  Death Metal dabei). Soweit so erwartbar  - Was wirklich heraussticht, ist das präzise und kompromisslose Drumming. Bei einem Blick auf den Schießbudenbesitzer erklärt sich diese Qualität recht schnell. Denn mit Kenneth Skårholen hat man den Schlagwerker der seit 2005 auf Eis liegenden TIDFALL an Board, die vor allem für ihren industriellen und kalten Black Metal bekannt waren.
Insgesamt ist "Judge And Jury" ein gut gemachtes Album - das von der handwerklichen Seite her keine Mängel aufweist, aber dennoch einen Fehler begeht: es folgt Pfaden, die bereits ausgetreten waren, als sie zum ersten Mal beschritten wurden. Ich meine: erinnert ihr euch spontan an eine essentielle Platte der klassischen Thrash Bands, die in diesem Jahrzehnt herausgekommen ist? Nur wenigen Metallern wird mehr als eine Scheibe einfallen, die den Vergleich mit den alten Großtaten standhält. Und so verhält es sich auch mit WYRU. Kann ich konkret etwas an den Skandinaviern aussetzen? Nein. Bleibt nach mehreren Durchgängen etwas hängen? Ebenfalls nein. Sollte man die Thrasher dennoch antesten? Wahrscheinlich schon, sofern ihr Freunde des thematisierten Sub-Genres seid. Auf die eingangs gestellte Frage gibt es ebenfalls keine eindeutige Antwort, denn auch wenn der Release keineswegs belanglos ist, ändert er aber auch nichts an der Ideenlosigkeit dieses Bastard-Genres. 
Seit 4. September kann sich jeder bei Battlegod Productions sein eigenes Bild machen.

[Adrian] 

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