Sonntag, 20. November 2016

CD-Review: MindAheaD "Reflection"

Sie ziehen mich magisch an - die Rede ist von ausgefallenen Genre-Kreationen. Ob es nun um Blackened Metalcore oder Instrumental Electronic Metal geht: ich bin erst einmal interessiert. Was dann später dabei herum kommt, steht auf einem anderen Blatt. Die heutige Stilblüte wird von der vorliegenden Band selbst als "Prog Death Metal with Female Voice" bezeichnet. Diese Band heißt wiederum MINDAHEAD und kommt aktuell mit dem neuen Longplayer "Reflection" um die Ecke.
Die Idee hinter der 2010 gegründeten Kapelle ist, dass man verschiedenste
Rock- und Metal-Stile miteinander verbinden möchte, die seit den 70ern bis heute das Licht der Welt erblickt haben. Dazu entwickelt man ein lyrisches Konzept, das auf einem dystopisch-futuristischen Fundament fußt. Das ist ziemlich ambitioniert und hängt die Messlatte entsprechend hoch. Geboten wird im Ergebnis vor allem Female-Fronted Melodic Metal mit vielen verspielten Riffs, brachialen Ausbrüchen und technisch versierten Soli. An der spielerischen Umsetzung gibt es nichts zu kritisieren. Auch die gesangliche Leistung von Sirene Kyo Calati geht in Ordnung - keine Ausnahme Stimme, aber sicherlich am oberen Ende des genre-typischen Erwartungshorizonts einzuordnen. Dagegen fallen allerdings die harten Männer-Shouts etwas ab, die unter die wenig progressive Kategorie "Modern Metal" fallen. Vorrangig bleibt das Liedgut wie bereits erwähnt in melodischen Gefilden verhaftet und der Wechsel zu Blast Beats und wütenden Testosteron-Growls wirkt (wenn er vorkommt) wenig organisch. 'Three Sides Of A Dangerous Minds' beweist dann gegen Ende, dass zu viele (an sich ordentliche) Zutaten nicht unbedingt gesund für einen Song sein müssen. Abgesehen von den erwähnten, etwas aufgesetzten Wutausbrüchen, wird es in den melodischen Teilen manchmal zu bombastisch beziehungsweise zu minimalistisch, so dass man entweder das Gefühl hat von einem Opernhaus erschlagen zu werden oder sich vorkommt als habe man aus Versehen auf die Pausen-Taste gedrückt.

Alles in allem sind die Herren und die Dame von MINDAHEAD eine ordentliche wenn auch etwas über-motivierte Truppe, die eine verdammt gute Scheibe abgeliefert hätte, wenn man sich auf das wesentliche beschränkt und nicht zuviel Gegensätze in den Ring geworfen hätte. "Reflection" bleibt so lediglich ein passables Album und verpasst die Chance etwas wirklich Frisches zu erschaffen. Wer modernen Melo-Death und Female-Fronted Metal mag, sollte mal reinhören. Essentiell ist diese Scheibe aber keineswegs. Auch wenn gerade der inhaltliche Ansatz wirklich spannend ist.
Seitdem 18.11.2016 gibt es "Reflection" bei Revalve Records im Angebot. 

5,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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