Sonntag, 27. November 2016

Live-Review: SchoppeKlopper Party Vol. 8

Bereits zum achten Mal wurde am vergangenen Freitag die Gastwirtschaft "Zum Kanapee" zum Schauplatz der neusten Auflage der SchoppeKlopper Party. Dieses Jahr sind vier Bands in der nassauischen Residenzstadt am Start gewesen und konnten dabei durch besonders viel Abwechselung punkten.

Limbo Louis and the Ladyboyz (Foto: Adrian)
Nach einer längeren Fahrt quer durch den Taunus mit seinen unzähligen Dörfern und kurvenreichen Waldstücken, erreiche ich gegen halb neun die kleine Kneipe am Ende der Spielmannstraße in Weilburg. Begonnen hat bisher noch keine der vier Bands, aber gut gefüllt ist die Wirtschaft bereits - was allerdings angesichts ihrer überschaubaren Größe auch wirklich kein Problem ist (mit 50 Leute ist der Schuppen nämlich schon ordentlich besetzt). Erst gegen 21 Uhr eröffnet die erste Band LIMBO LOUIS AND THE LADYBOYZ mit ihrem basslastigen Punk'n'Roll das musikalische Live-Programm. Ganz wie es sich für eine Punk-Band gehört, verkacken die Vier so manchen Einsatz und haben gerade zu Anfang ein paar Probleme in den Abend hereinzukommen. "Ist ja wie bei einer Probe", sagt einer der Herren auf der Bühne und ehrlich gesagt, komme ich mir hier auch wie in einem Proberaum vor. Die Leute stehen gelangweilt an der Theke und die Musiker mühen sich ab ein zusammenhängendes Lied hinzubekommen. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass es im Verlauf des Auftritts deutlich flüssiger wird und man tatsächlich noch eine vernünftige Mischung aus Punk und Rockabilly eingeschenkt bekommt. Mal mit viel Groove, mal schnell und rotzig - Lieder wie 'Midnight Elevator' oder 'Pecos' begeistern dann doch immer mehr Gäste und am Ende gibt es sogar entsprechenden Applaus. Mit leichten Startschwierigkeiten beginnt der Abend zwar, aber die nächste Truppe steht schon in den Startlöchern.
Nachdem der Veranstalter auch THE FIRST GUESS (oder kurz TFG) mit einem Reim angekündigt hat (was er heute vor jeder Band tut), geht es weiter mit
TFG (Foto: Adrian
massen-tauglichen Punkrock. Das Trio aus der Region spielt (wie auch jede andere Band an diesem Band) auf einer sehr dunklen Bühne. Mit einer Disko-Kugel plus Strahler ist die Ausstattung sehr übersichtlich und auch wenn die Diskokugel bei Dunkelheit besonders gut zur Geltung kommt, fällt es schwer ohne Blitz zu fotografieren, was wiederum bei der Größe des Venues dazuführt, dass man den Musikern direkt hell ins Gesicht schießen muss. Aber zurück zur Musik. TFG klingt nach den frühen 2000ern - die drei Musiker mischen poppigen Punk mit alternativem Indie. Das weckt einige nostalgische Gefühle bei mir, aber mehr auch nicht. Inzwischen gehört solche Gitarrenmusik nicht mehr zu meinen Genre-Favoriten. Nichtsdestotrotz sind die Lokalmatadore sehr sympathisch, spielfreudig und haben sogar Wunderkerzen dabei, die zuvor ausgeteilt wurden, um das vierjährige Bühnenjubiläum zu feiern. Diese werden in der Mehrzahl zwar zu früh angezündet, dennoch freuen sich die Musiker darüber, dass so viele Besucher sich an der Aktion beteiligen. Wie gesagt, die Musik ist nicht mein Fall - aber die positive Art der Kapelle sorgt dafür, dass der Gig zumindest recht kurzweilig ist. 
Danach gibt es wieder einen holprigen Reim von Veranstalter Brayer und den
Deceiver (Foto: Adrian)
nächsten Auftritt. Dieses Mal trifft man meinen Geschmack ganz genau. Kein Wunder, denn immerhin steht mal wieder DECEIVER, das hardrockende Quintett aus dem Kalkwerk, auf der Bühne. In diesem Jahr habe ich die Limburger gefühlt monatlich live gesehen und eigentlich müsste sich das Liedgut inzwischen deutlich abgenutzt haben. Dem ist allerdings überhaupt nicht so. Im Gegenteil: Songs wie 'Drowning', Purgatory' oder 'Exit' versetzen meine Trommelfelle immer noch stimulierend in Wallung. Nicht anders geht es den Zuschauern direkt vor der Bühne, die die Matten kreisen und die Genicke knacken lassen. Ich muss allerdings Sänger Daniel dafür tadeln, dass er in der Ansage zu 'Dragonfire' behauptet, dass Feuer und Drachen eher eine Thematik des Black Metal seien. Denn von fliegenden Echsen und lodernden Flammen singen dann doch eher Power-Metaller wie DRAGONFORCE und Co. Verbesserungswürdig wäre auch der Sound, denn anfangs ist der Gesang zu leise und später hört man die Lead-Gitarre nur dürftig. Fehlende Monitore machen den Musikern ebenfalls zu schaffen und erschweren nach eigener Aussage die Abstimmung. Dennoch macht DECEIVER das Beste draus und haut ein ordentliches Feuerwerk raus, das in ausgiebigen Zugaberufen mündet, die wiederum erhört werden. Nach dem Gig entbrennt dann noch ein harter Kampf um die letzten Scheiben von DECEIVERs aktuellem Release, von dessen erster Auflage nur noch wenige Exemplare übrig geblieben sind. Die Erfolgskurve der jungen Schwermetaller zeigt dementsprechend steil nach oben.
Weiter im Text: es ist bereits nach Mitternacht. Die Tombola, für die man am Anfang des Abends extra Lose bekommen hat, ist vorbei und hat einige
Bronson A.D. (Foto: Adrian)
Zuschauer glücklich machen können. Endlich kommen die Hardcore-Thrasher von BRONSON A.D. dazu ihren Gig zu starten und das heute in der Position des Headliners - ein Slot in dem ich diese Truppe bisher noch nicht erleben durfte. Allerdings ist die Band seit ihrem Bestehen soweit gereift, dass sie problemlos einen Konzertabend krönen können.  Ihre Mischung aus klassischem Hardcore und schnellem Crossover-Thrash verwandelt das bisher noch brave Publikum in eine Meute wütender Kampfhunde auf Extasy. Der Pit rastet bei Songs wie 'D.Y.O.G.', 'I Am Christ' oder 'Bitter Taste' völlig aus, so dass es schwer wird als Unbeteiligter nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Das entgeht auch Sänger Björn nicht, der in einer Ansage die Zuschauer darauf hinweist, bei aller Feierwut auch auf die allgemeine Gesundheit zu achten. On Stage ist der Frontmann allerdings selbst ein wildes Tier und aktivste Sänger des heutigen Abends. Kurzum, nicht nur Björns Maradonna-Trikot ist weltmeisterlich, auch die Vorstellung des Quartetts überzeugt auf ganzer Linie. Zum Schluss gibt es natürlich auch hier eine Zugabe und weil es so schön ist, spielt man den schwer-abgefeierten Song 'Temper' gleich ein zweites Mal. Mein Fazit kann ich hier relativ kurz halten. BRONSON A.D. zeigt wieder einmal wie man Metal und Hardcore stimmig verbindet und beglückt uns mit vielen grandiosen Soli so wie mitreißenden Shouts. 
Insgesamt war die diesjährige SchoppeKlopper Party ein voller Erfolg - in deren Rahmen man auch bereits ankündigen konnte, dass es mindestens zwei weitere Auflagen der Event-Reihe geben wird.  Was vor allem den knapp 100 zahlenden Gästen zu verdanken ist, die Weilburgs rockige Zukunft erst einmal gesichert haben. 

[Adrian]

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