Samstag, 3. Dezember 2016

CD-Review: Urinal Tribunal "Flatulenz Korrespondenz"

Die Bekloppten sind wieder in der Stadt! URINAL TRIBUNAL beglückt seit nun mehr über zehn Jahren die Grind- und Extreme-Metal-Szene mit geschmackssicheren Hymnen aus der untersten Ästhetik-Schublade. Nach "Schlüpferschnüffler" gibt es mit "Flatulenz Korrespondenz" nach drei Jahren endlich Nachschub. Die rockigen Prongrinder sorgen mit 24 neuen Tracks erneut für infantilen Spaß unter grenzdebilen Kindmännern und -frauen. 
Es wird mal wieder alles geboten, was der geneigte Szenegänger von einer
solchen Veröffentlichung erwartet: anstößige Intros, einfaches aber effektives Riffing, wütend bis inbrünstig gegrölte Schreie und Grunts, die die plakativen Texte auf eine angemessene Art und Weise vertonen.  Wie sich das gehört sind die einzelnen Tracks kurz und dauern zwischen 90 und 150 Sekunden. Besonders positiv dabei ist allerdings der Rock'n'Roll-Vibe, der das ansonsten kompromisslose D-Beat-Blast-Gewitter sinnvoll ergänzt. Zwischen so politisch-korrekten Tracks wie 'Fotzenrotz' oder 'Tittentornado' soll sich urbanen Legenden zufolge auch ein wenig Sozialkritik verbergen. Wenn man ganz genau hinschaut kann man diese in Liedern wie 'Humankapital' oder 'Wohlstandsverwahrlosung' erahnen, wenn in kurzen Samples unsere schnelllebige, kapitalistische Gesellschaft angeprangert wird. In der Hauptsache wollen Klistieroffizier, Rosettenrambo und Rocknrolli aber gar nicht so sehr Ernst genommen werden und werden mit ihren anzüglichen Lyrics und Artworks mal wieder vor allem Feministinnen provozieren. So liegt das Niveau die meiste Zeit über irgendwo zwischen CLITEATER und ROMPEPROP und macht nur ab und zu Ausreißer in Richtung Ernsthaftigkeit á la ROTTEN SOUND und NASUM. Das ist aber nicht wirklich schlimm - URINAL TRIBUNAL macht im Gegensatz zu vielen anderen Grind-Spaßbacken auch in den pubertären Passagen eine Menge Laune. Nicht zuletzt weil das dreckige Trio sich selbst zwar nicht Ernst nimmt, aber die Musik an sich verstanden hat. Grindcore ist aus Punk und Crustcore erwachsen und dieser Ursuppe zollt man den verdienten Respekt. Während viele Porn- und Goregrinder im Grunde nur lahmarschigen Death Metal mit einfallslosen Riffs zocken, die lediglich mit einer blutigen oder perversen Lackierung bestrichen werden, hört man bei "Flatulenz Korrespondenz" hingegen Einflüsse wie TOTENMOND, JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE und (ganz frühe) NAPALM DEATH ebenso raus, wie den Sound direkter Kollegen (zum Beispiel SPASM und RECTAL SMEGMA). Weswegen ich im Gegensatz zum Großteil der Szene hier durchaus eine uneingeschränkte Kaufempfehlung an all jene aussprechen möchte, die sich mit den bisher erwähnten Truppen identifizieren können. 

Diese CD ist nichts womit man versuchen sollte einen Schwarm beim ersten Date zu beeindrucken. Um jedoch den Assi in sich zu entdecken taugt die Scheibe sehr gut. In diesem Sinne: holt die Jogginghose raus, legt das Oettinger Pils kalt und werft einen Fäkal-Porno in den DVD-Player, während euch URINAL TRIBUNAL im Hintergrund den richtigen Soundtrack zum Wichswochenende liefern.

8 von 10 Punkten

[Adrian] 

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