Sonntag, 28. Januar 2018

CD-Review: Jörmungand "Zwischenwelten"

JÖRMUNGAND aus Köln schicken sich nach eigener Aussage an "frischen Wind in die thematisch stagnierende Pagan Metal Szene" bringen zu wollen. Zugegeben, zwischen Wikingerschlachtgesang, Methorn und Ahnenkult ist bei den meisten Bands nicht viel Platz für andere Themen - auch wenn das die Die-Hard-Fans wahrscheinlich nie gestört hat. Wie dem auch sei, auf ihrem Zweitwerk "Zwischenwelten" gehen die Rheinländer unbestreitbar ganz neue Wege und bezeichnen den Dreher als ein Konzeptalbum über "Die unendliche Geschichte" (wobei man darauf verzichtet Charaktere oder Schauplätze zu erwähnen - ich gehe mal davon aus, dass das rechtliche Gründe hat). 
Bestimmt haben sich einige Nordmänner beim letzten Satz an ihrem Honigwein verschluckt, aber so schlimm wie das zuerst klingen mag, ist die Idee gar nicht.  Der Fünfer bleibt nämlich so abstrakt bei seiner Beschreibung von Michael Endes
Saga, dass man die Vorlage kaum erkennen dürfte. Berge, Sterne, Abgründe und Zauberei - das meiste davon findet man auch bei Schwarzmetall- und Folk-Metal-Kollegen, wodurch es eigentlich keine Grund zur puristischer Panik geben dürfte. Rein Musikalisch bietet man wiederum satten und soliden Melodic Black Metal, den man mit epischen Keyboard-Einlagen und ein paar Klargesang-Passagen ausschmückt. Manchmal übertreibt man es jedoch mit der Ausschmückung - so ist 'Zu Hohen Himmeln' für meinen Geschmack mit viel zu viel ENSIFERUM-Bombast zugekleistert und die Clean Vocals sind hier auch zu dünn geworden. Gut wiederum gefallen mir die singenden Gitarren, die gerade in den Soli-Passagen ordentlich zeigen was sie können. Die erzeugte Stimmung erinnert immer wieder an eine Mischung aus DORNENREICH (Flüster-Vocals) und CARACH ANGREN (Black Metal ist Keyboard!) und ab und zu erinnert das Ganze auch an einen JRPG-Soundtrack - besonders beim Zwischenspiel 'In Hallen stummer Worte' ist dies der Fall. Es ist nämlich eine durchaus mutige Entscheidung nach fast viereinhalb Minuten reiner Synthie-Action noch einmal zwei Minuten Keyboard-Intro beim folgenden Track 'Dämmerung' anzuhängen. Dieser Teil des Albums zieht sich wie Kaugummi - dabei müsste man gar nicht so viel Zeit schinden, denn das, was in der Folge geboten wird, gehört wiederum mit zum Besten, was das Album zu bieten hat. Rasant, aggressiv und dennoch symphonisch reitet das Quintett durch diesen Teil der Scheibe. Überhaupt wäre das Album besser zu konsumieren, wenn man nicht so unheimlich viele Intros, Zwischenstücke und Füller eingebaut hätte. Die Spielzeit von etwa 65 Minuten, hätte man gut und gerne auch auf rund 50 Minuten runterkürzen können. Dann wäre man deutlich kompakter sowie tighter unterwegs und würde nicht permanent die Handbremse anziehen sobald Fahrt aufkommt. 

Insgesamt ist "Zwischenwelten" ein ambitioniertes Werk, dass eine epische Geschichte erzählen und eine fanatische Welt erschaffen will. Teilweise übertreibt man es aber mit den Monumentalität und will gerade beim Klargesang mehr präsentieren als man  zu leisten im Stande ist. Auch die die länge einiger Keyboard-Passagen sollte man noch einmal überdenken. Andererseits muss man dem Album zugestehen, dass es besser ist als 95% aller anderen Symphonic oder Melodic Pagan Black Metal Releases der letzten zehn Jahre. Die Produktion ist ordentlich, die Gitarren können was und die Screams sind kraftvoll. Wenn ihr also keine Angst vor Keyboards und jeder Menge Bombast gemischt mit Extreme Metal habt, dann könnte das neue JÖRMUNGAND-Album genau euer Ding sein. Einen Bonuspunkt gibt es übrigens für das ansprechende Artwork in Aquarell-Optik mit den handschriftlichen Song-Texten.
Ab 16. März 2018 gibt es die CD direkt bei der Band selbst im Angebot.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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