Samstag, 18. August 2018

Reingehört: Lectern "Deheadment for Betrayal"

Um so weiter man nach Süden fährt, um so dünner werden die Death-Metal-Szenen Europas. Während Schweden und Deutschland recht breit-aufgestellte Subkulturen in diesem Sektor haben, sind beispielsweise die Vertreter dieser Zunft aus Italien deutlich unbekannter. Kennt zum Beispiel jemand die römische Truppe LECTERN? Nein? Ich kannte sie vorher auch nicht, aber laut eigener Biographie haben sie bereits 1999 ihre erste Demo herausgehauen und haben seit 2010 regelmäßig neues Material veröffentlicht. So ist "Deheadment for Betrayal" auch ihr bereits dritter Longplayer, den man über Via Nocturna in diesem Frühjahr veröffentlicht hat.
Bei Death Metal stellt sich eingangs immer die Frage: "Old-School, Brutal oder
Tech?" - im Falle von LECTERN passt das Prädikat "Old-School" zwar noch am Besten, allerdings gibt es auch einige Brutal-Bezüge im Sound der Südeuropäer. Alte Alben von CANNIBAL CORPSE und DEICIDE können hierbei als Orientierungshilfe dienen. Ehrlicherweise, ist das Spektrum an Möglichkeiten in diesem Rahmen stark begrenzt und die vier Musiker beschränken sich darauf bekannte Versatzstücke neu zu kombinieren. Immer mal wieder gibt es dabei zum Beispiel ein schönes Gitarrensoli wie bei 'Dogmatician Of Predicator', aber eine individuelle Handschrift wie bei den genannten Referenzen ist nicht direkt zu erkennnen. Es handelt sich eben um klassisch-brutalen Death Metal - der keineswegs schlecht gemacht ist, aber auch nur wenig Ausreißer bietet, die unbedingt erwähnt werden müssten. Gerade die bellenden Vocals lassen einen eigenständigen Charakter vermissen. 

Stört euch das allerdings nicht und ihr hört einfach gerne Schlachtbankmusik, die keinen höheren Zweck erfüllen soll, dann ist  "Deheadment for Betrayal" genau euer Album. Mir persönlich ist LECTERN zwar etwas zu austauschbar, aber ich bin mir sicher, dass die vier Herren ihr Publikum haben und erreichen werden. Wenn ihr euch angesprochen fühlt, checkt die Jungs aus. Wenn ihr es nicht tut, ist es aber auch nicht schlimm.
Seit 30. März 2018 gibt es die CD bei Via Nocturna.

[Adrian]

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