Sonntag, 2. Juni 2019

Reingehört: Ortus "Where Shadows Gather"

Als ich letzte Woche auf der Zeremonie der Schatten in Hofheim war, hat man mir eine CD in die Hand gedrückt und gemeint, dass ich da mal reinhören soll. Es handelt sich dabei um die Debüt-EP, der Mainzer Schwarzheimer von ORTUS. "Where Shadows Gather" ist ihr erstes Lebenszeichen, das es zu erst als MC gab und dann im vergangenen September auch als CD veröffentlicht wurde. Was euch auf diesem Silberling erwartet verraten wir euch in der Folge.


Wirklich aus dem Rahmen fällt der Release im ersten Augenblick nicht. Ein schlichtes Jewel Case mit einer dunklen Landschaft lacht mich an,  dessen Kontrast- und Helligkeitswerte ordentlich in die Extreme geschoben wurden, so dass man kaum noch etwas erkennt. Auch das Bandfoto der beiden Musiker des Projekts Namtáar und Nihil ist ebenfalls klassisch monochrom und lässt nur wenig erkennen, wer hinter diesem Projekt steckt. Laut einseitigem Booklet wurde das Song-Material dieser Scheibe zwischen 2015 und 2017 geschrieben und aufgenommen. Daneben gibt es noch Infos zu den choralen Gast-Vocals in 'To Enter Nightside' - wobei man neben zwei Initialen eigentlich auch nicht mehr über den Urheber erfährt. Abseits von einem weiteren Vermerk zum Künstler hinter dem Bandlogo gibt es keine zusätzlichen Infos in der CD über das Werk. Die vier Titel der Scheibe müssen also weitestgehend für sich alleine sprechen und man gibt ihnen dafür fast eine halbe Stunde Zeit. Auch wenn der Opener 'Echoes Of Past' (ich bin mir nicht sicher ob das grammatikalisch richtig ist) ein quasi instrumental (ein paar Screams gibt es hier und da vereinzelt) ist, erkennt man die Marschrichtung. Wir haben hier einen Old-School Black Metal Dreher vor uns, der stark den späten 1990ern und frühen 2000ern huldigt. In den Sinn kommen mir da vor allem Releases von MEMBARIS (vor allem deren Debüt "Poetry Of Chaos") oder auch frühe Sachen von NAGELFAR und XASTHUR. Ein bisschen COLDWORLD würde ich den Herren auch noch als Einfluss unterstellen. Obwohl sie für letzteren Paten eigentlich schon zu schroff sind. Die Produktion ist Do-It-Yourself, das hört man an allen Ecken und Enden, und das Drumming kommt aus dem Computer, womit mna in bester Tradition mit vielen Genre-Kollegen aus dem Untergrund steht.
Worauf es wirklich zu achten gilt ist hier das Song-Writing. Das wirkt in der instrumentalen Einleitung noch etwas fahrig und wie etwas, das man schon hundertfach gehört hat. Aber mit unter vier Minuten ist es der auch mit großen Abstand kürzeste Track. In der Folge kommen drei Monolithe, die allesamt mindestens länger als siebeneinhalb Minuten sind. Hier passiert die ganze Magie und man schafft es mit einfachen Mitteln große massive Klangmauern zu kreieren, die viele Schichten bieten, die erkundet werden wollen. Die Vocals sind fieses Gekeife, die sehr böse und abgründig klingen und das Mini-Album ordentlich aufwerten.
Insgesamt ist "Where Shadows Gather" nun wirklich nichts was das Rad neu erfindet, aber die beiden Rheinland-Pfälzer fangen die klassische Schwarzmetall-Atmosphäre der frühen Tage wirklich ausgesprochen gut ein und werden bei Traditionalisten auf viel Gegenliebe stoßen. Im Ernst, die Platte ist wirklich sehr anachronistisch - wer damit ein Problem haben könnte oder den Sound der genannten Referenzen über hat,  der sollte sich lieber fernhalten. Allen anderen lege ich das Erstwerk der Mainzer wärmstens ans Herz, denn man merkt wie viel Herzblut investiert wurde. 
Seit dem 09.09.2018 gibt es die Scheibe bei Narbentage Produktionen.

[Adrian]

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