Mittwoch, 23. Oktober 2019

Angehört: Pripjat / Hell:On "A Glimpse Beyond"

Das nenne ich mal eine sinnvolle Zusammenarbeit! Die Kölner Thrasher von PRIPJAT haben sich für ein Split-Album mit ihren Kollegen von HELL:ON verbündet, um mit "A Glimpse Beyond" ein deutsch-ukrainisches Gemeinschaftswerk zu fabrizieren. Ob zwei starke Bands zusammen eine noch mächtigere LP produzieren, wollen wir in der Folge herausfinden.

Beginnen wir mit den fünf Songs der Rheinländer. Hier gab es mit dem letzten Album eine kleine Kurskorrektur. Man verfolgt inzwischen weniger strikt den Old-School-Ansatz und öffnet sich auch thematisch, was heißt, dass man nicht mehr nur die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl thematisiert. Inzwischen hat man sich zur Endzeit vorgearbeitet und besingt Bilder, die an 80er Jahre Cyberpunk-Streifen wie "Blade Runner" erinnern. Puristen müssen jetzt aber nicht in Panik verfallen -  grundsätzlich bleiben die Riffs knackig stakkato und der Gesang kehlig schreiend. Man hat eben nur nicht permanent das Gefühl, dass man hier einen Sound vor sich hat, der irgendwo zwischen "Bonded By Blood" und "The Ultra-Violence" liegt - sondern eher zwischen "Shovel Headed Killing Machine" und "Killing Season" anzusiedeln ist. Es ist natürlich immer noch 100% Thrash Metal, aber eben etwas modernisiert, mit mehr Groove und Brachialgewalt. Man nimmt sich mehr Freiheiten und fährt damit auf jeden Fall nicht schlecht. Auch die eingestreuten Endzeit-Samples tragen zur Bildung einer apokalyptischen Stimmung bei und sorgen dafür, dass ein stimmiges Gesamtbild entsteht.


HELL:ON
 drehen im Anschluss die Verstärker auf "Töten". Hier geht es deutlich düsterer zur Sache und man merkt, dass der Todesstahl-Anteil unüberhörbar zugenommen hat. Im Vergleich zu ihrem Album "Once Upon A Chaos", das ich vor vier Jahren rezensieren durfte, mahlt man heftiger und feuert akzentuierter. Oder anders gesagt: hier kollidiert VADER 
mit GOREFEST zu einem urgewaltigen Death-Thrash-Inferno.  Aber das sind nicht die einzigen Versatzstücke, die man im eigenen Stil implementiert - ebenso schlagen sich auch Elemente aus Symphonic Metal ('Satan') wie auch Groove Metal hier nieder. In 'Spreading Chaos' bekommt das Quintett sogar ein wenig BEHEMOTH-Schlagseite und wirkt auch dabei sehr souverän. Auch wenn für meinen Geschmack mehr Feuer auf dem letzten Studiodreher war und es scheint als habe man hier bewusst ein paar Gänge runtergeschaltet, um böser und drückender zu wirken, sollte das Material Fans der Band dennoch auf ganzer Linie überzeugen.

Alles in allem geht das Konzept auf. PRIPJAT und HELL:ON ergänzen sich perfekt. Während die Kölner schnell, manisch und dreschend auftreten, nimmt das Gespann aus Zaporizhia ein wenig die Geschwindigkeit heraus, um die zweite Hälfte des Drehers eher in Richtung Death Metal zu ziehen. Kurzum, man beginnt seine Reise auf "A Glimpse Beyond" in einem Ford Falcon aus "Mad Max" und beendet den Höllenritt in einem AT-AT aus Star Wars, der gerade dabei ist die Rebellion niederzutrampeln. Wer auf Thrash und Death Metal steht und nach 1995 nicht aufgehört hat Platten zu kaufen, dem sei dieses Werk wärmstens empfohlen.
The Crawling Chaos Records hat das Digipack seit dem 04.10.2019 bei sich in der Auslage.

[Adrian]

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