Freitag, 27. Dezember 2019

CD-Review: Northerion "Sky Above // Sea Below"


Weihnachten ist vorbei und wir befinden uns in diesem zeitlosen Niemandsland, das wir in Deutschland als "Zwischen den Jahren" bezeichnen. Diese Tage kann man sehr gut dazu nutzen, um sich zurückzulehnen und ein paar Alben auszutesten, die im stressigen Alltag ein wenig untergegangen sind. Genau das ist mir auch mit der neuen NORTHERION passiert. Das neue Album der Ostfriesen "Sky Above // Sea Below" liegt schon eine Weile auf meinem Reinhör-Stapel und erst jetzt komme ich dazu in ihr Zweitwerk hineinzu hören. 

Die Auricher beschreiben ihre Musik als melodischen Heavy Metal, der "den Spirit der 70er und 80er atmet und dennoch modern und abwechslungsreich aus den Boxen ballert." Das ist eine interessante Selbstbeschreibung, aber bei
Heavy Metal der 70er und 80er Jahre denke ich an SCORPIONS, ACCEPT oder auch JUDAS PRIEST. Davon merke ich hier ehrlich gesagt nicht so viel. Das muss jetzt aber kein Minuspunkt sein. Denn immer wieder vermischen die Niedersachsen Power Metal, der hier eindeutig das musikalische Fundament bildet, mit melodischem Death Metal. Ein Konzept dessen Schlüssigkeit ich bei 'The Valkyrie's Wings' noch angezweifelt hätte, aber spätestens bei 'The Omen Of Fire' funktioniert die Fusion aus extremen und harmonischen Anteilen reibungsloser. Allerdings muss ich gestehen, dass mir die cleanen, epischen Vocals von Frontman Tim deutlich besser gefallen als die Shouts, die für meinen Geschmack etwas zu oft in Richtung Deathcore ausschlagen und dabei stellenweise etwas dünn klingen. Das ist  kein schwerwiegendes Problem.  Denn Lieder wie 'Now That The Night Falls' leben vor allem von ihren bombastischen Klangteppichen, die in ihren besten Momenten an BLIND GUARDIAN und ICED EARTH erinnern. Hier gehen übrigens auch die Todesblei-Passagen in Ordnung, da sie sehr klassisch gehalten sind und weniger versuchen sich an modernen Vorbildern zu orientieren. Besonders zu erwähnen sind hier auch die Gitarren, die im genannten Song tatsächlich ein wenig IRON-MAIDEN-Flair versprühen. In eine ganz andere Richtung bewegt man sich dann für den letzten Titel 'She, The Ocean' hier mischt man neben Meeresrauschen auch eine ganz schöne Portion Schwarzmetall bei. 

Diese Bandbreite ergibt alles in allem sehr spannendes Album, das den Hörer immer wieder versucht zu überraschen. Es geht zwar nicht jedes Stilmittel von NORTHERION auf, aber insgesamt kann man sich "Sky Above // Sea Below" wirklich gut anhören. Man muss zwar etwas Toleranz mitbringen, da ich mir vorstellen kann, dass es wahlweise Hörer geben wird, die entweder die sanfte oder harte Seite der Nordlichter bevorzugen werden, aber in einer Zeit von streng von einander abgetrennten Schubladen, ist es ganz erfrischend, wenn eine Band versucht diese Grenzen auszubrechen. Inwieweit dieses Konzept aufgeht, muss zwar jeder für sich selbst entscheiden, aber Metaller, die sich selbst keinem speziellen Subgenre zuordnen und sich gerne überraschen lassen, werden mit diesem Dreher eine Menge Spaß haben.
Seit 10. November 2019 gibt es dieses Zweitwerk als Download und CD bei RecordJet zu erwerben.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian] 

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