Montag, 18. November 2019

CD-Review: SuidAkrA "Echoes Of Yore"

Immer mal wieder benutzen auch Metal-Bands das Finanzierungsmodell des Crowd Fundings. In Zeiten wegbrechender CD-Verkäufe, ist es sicherlich keine schlechte Idee via Kickstarter Kampagne zu prüfen, ob Interesse an gewissen Umsetzungen besteht. Diesen Schritt haben auch die Veteranen von SUIDAKRA gewählt, als es darum ging mit "Echoes Of Yore" eine Idee zu verwirklichen, die das 25-jähriges Bestehen der Kapelle zelebrieren sollte.

Konkret ging es bei der Konzipierung dieser Scheibe darum den ersten fünf Scheiben der rheinländischen Truppe eine Frischenzellenkur zu bescheren und ausgewählte Stücke der frühern Diskographie neu einzuspielen. An Neuaufnahmen scheiden sich ja meist die Geister. Darf man alte Glanztaten anfassen oder müssen sie für immer und ewig in Stein gemeißelt bleiben. Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten und für mich gilt generell der Einzelfall.  Schaue ich mir einen Song wie 'Havoc' an, der vom 1997er Debütalbum "Lupine Essence" stammt, dann merkt man die Unterschiede schon
deutlich (und das liegt nicht nur an den Gast-Vocals von EQUILIBRIUM-Sänger Robse). 22 Jahre später klingt man versierter, der Sound ist lupenrein und vor allem die cleanen Vocals sind fokussierter. Dennoch vermittelt der Song im Kern noch immer die schwarze Boshaftigkeit, die er seinerzeit hatte.  Ebenfalls ein gutes Beispiel ist 'Morrigan'. Diese Folk-Black-Metal-Hymne, die vor fast genau 20 Jahren erstmals erschien, zeichnete sich vor allem durch ihre heftigen Extreme aus. In einem Moment bricht ein schwarzer Sturm herein, der dann wieder durch einige singende Gitarren aufgelockert wird. 2019 sind die Brüche nicht mehr ganz so heftig, aber dafür wirken die Passagen in sich stimmiger und logischer. Andere Lieder wie 'Rise Of Taliesin', das damals schon langsam und balladesk war, klingt mit etwas Background Bombast vollends wie ein BLIND-GUARDIAN-Tribut (wenn man wie ich Fantasy Metal mag, ist das ein Pluspunkt). Auf 'Hall Of Tales' trägt man aber dann doch zu viel DIMMU-BORGIR-Lametta auf, wodurch das Original automatisch die Nase vorn hat. Eine etwas ausgewogenere Abmischung und neue Clean Vocals hätten hingegen völlig ausgereicht, um dieses Stück zu veredeln. Der Song ist nämlich prinzipiell gut so wie er ist.

Alles in allem möchte "Echoes Of Yore" ein ordentliches Zeugnis ausstellen. Denn wofür gibt es solche Re-Recording-Alben eigentlich? Im Grunde machen sie vor allem dann Sinn, wenn sich eine Band über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinweg entwickelt hat und sich eine Evolution in ihrem Klang bemerkbar gemacht hat. Dann ist es nämlich besonders für langjährige Die-Hard-Fans interessant zu sehen, wie das klassische Song-Writing mit den modernen Möglichkeiten und Fähigkeiten der Musiker harmoniert beziehungsweise man einem bekannten Stück einen neuen Dreh verleiht. In der Vergangenheit hat so etwas sehr gut bei Legenden wie MOONSPELL ("Under Satanae" von 2007) oder TANKARD ("Best Case Scenario"  ebenfalls 2007) funktioniert und auch  SUIDAKRA lassen hier keine Wünsche offen. Die Song-Auswahl ist sehr clever, die Präsentation machtvoll und das Maß an Neuinterpretation groß genug, um einen Kauf auch dann zu rechtfertigen, wenn bereits alle Platten der Düsseldorfer besitzt. Das Digipack kommt übrigens auch mit einer Live-DVD daher, die einen Wackenauftritt enthält - 2019 ist so eine Dreingabe sicherlich nicht mehr notwendig (wo man doch so etwas auch streamen kann) aber in jedem Fall ist es ein nettes Goodie. SUIDAKRA-Fans oder solche die es werden wollen, dürfen hier gerne zugreifen.
Seit 15.11.2019 gibt es das Package bei MDD Records zu erwerben.

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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