Mittwoch, 8. Oktober 2014

CD-Review: Thornafire "Magnaa"


FDA Rekotz kann nicht nur Old-School-Death, sondern liefert uns immer wieder auch Bands, die einen anderen (Todesblei-)Ansatz zu bieten haben. THORNAFIRE aus Chile ist so ein Kandidat. Denn auch wenn auf "Magnaa" eine Menge traditionelle Extreme-Metal-Elemente zu finden sind, lebt der Tonträger doch vor allem von seinen technischen Strukturen und mechanisierten Schlagzeug-Beats.
Das führt mich mal wieder zu der Frage, ab wann zu viel Technik stört. Denn die meisten Frickel-Combos, die einfach nur ihre spielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen, sind in meinen Augen unhörbar. Chaotische Gitarrenstrukturen, unzusammenhängende Songbauten und Drums, die klingen als seien sie gerade aus dem Computer gesprungen, bestimmen leider meist die Alben von Genrevertretern wie NECROPHAGIST oder JOB FOR A COWBOY. Bei THORNAFIRE bewegt man sich allerdings immer um diese Schwelle herum und überschreitet zumindest nicht permanent meine persönliche Schmerzgrenze. Gelegentlich trägt die Gitarrenwüterei sogar zu der Erzeugung einer dichten Stimmung bei und passt wie bei 'La Volutad de los Autocratas' gut ins Gesamtbild. Alternativ bleibt man aber besser gleich wie 'Sacrificial Catabasis' einfach ganz bodenständig und hält sich mit der Saitenhexerei einfach zurück.
Ebenfalls sehr positiv fallen mir die Vocals von Basser Christian Argandoña auf, die mich ein stückweit an VADER erinnern. Das muss man jetzt nicht mögen, aber so heben sich die Südamerikaner in jedem Fall vom Standard-Gequake des Technical-Death-Mittelfelds ab. Mit 'Die unaufhaltsame Strömung' gibt es sogar einen Titel, in dem teilweise Deutsch gesprochen wird, was ja ebenfalls ein wenig an die genannten Polen und ihr Cover von 'Des Satans Neue Kleider' erinnert.
Weniger positiv ist in weiten Teilen das Schlagzeug. Einfach zu tot klingen die Blastbeats und das knapp 180-bpm-Gedräsche auf Dauer. Hier ist definitiv Luft nach oben!
Woran es wiederum nicht mangelt ist Abwechslung, gerade bei den ersten Durchläufen ist man überrascht, wie mühelos hier vom Technik-Gewitter in einem Song auf eingängigeren Death Metal in einem anderen Titel umgeschaltet werden kann beziehungsweise die Vocals ihre Ausrichtung ganz ungezwungen von garstigen Distortion-Grunts auf eine gepresste Bass-Stimme umschalten.
Alles in allem ist "Magnaa" ein interessantes Album, das aber auch einige durchwachsene Phasen durchmacht. So spannend der Gesamtaufbau der Platte ist, so ziellos wirken gerade die einleitenden Titel, die keine klare Ordnung erkennen lassen. Das Stigma "Technical Death Metal" würde ich THORNAFIRE trotzdem nicht anheften wollen und sie lieber als klassisch-progressive Todesblei-Truppe bezeichnen. Das klingt zwar wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Die Chilenen nutzen lediglich völlig scheuklappenfrei verschiedene extreme Elemente und mixen daraus ihre ganz eigene Cocktail-Karte, von der aber nicht jeder Drink zu genießen ist. Wer also überlegt diesen Release einzusacken, sollte vorher gründlich reinhören, denn eine klare Kaufempfehlung an eine bestimmte Fanbase kann man aufgrund der Diversität der Scheibe nicht aussprechen.

Wer das Teil angetestet hat und auch weiterhin entschlossen ist diesen Longplayer zu besitzen, darf sich seit 26. September bei FDA Rekotz bedienen.

6 von 10 Punkten

[Adrian]

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