Sonntag, 19. Oktober 2014

Live-Review: Call Of Black Wolves


Wenn man 400 Kilometer für ein Konzert zurücklegt, muss dieser Aufwand durch ein bärenstarkes Line-Up gerechtfertigt werden. Der Schwarzmetall-Abend Call Of Black Wolves im Straßkirchener Plutonium Klub erfüllt diese Bedingung und lockt mit interessanten Acts wie HATUL, STREAMS OF BLOOD und EMINENZ.
Den Anfang machen heute aber die beiden lebenden Kondome von
TEUFELSEINTREIBUNG (Anmerkung: keine Ahnung ob das der offizielle Bandname ist, er steht zumindest auf dem Flyer, auch wenn man ansonsten Nichts zu diesem Projekt findet), die sich in schwarze Morphsuits gezwängt haben. Das sieht wahlweise lächerlich oder cool aus (je nachdem wen man im Publikum fragt). Musikalisch gibt es allerdings keine Diskussionen. Der Drummer und sein Saitenhexer spielen sehr progressiven Atmospheric Black Metal, der nur ab und zu in zu verworrene Klangsphären abdriftet. Deswegen ist es umso mehr Schade, dass die meisten Zuschauer drauf verzichten sich die Gruppe anzusehen.
Deutlich voller wird es da schon bei den Erlenbachern von STREAMS OF BLOOD. Die Besucher haben eine Menge Bock mitgebracht und feiern den treibenden Black Metal bereitwillig ab. Im Gegensatz zum Opener kommt hier das opulente Stage-Outfit mit jeder Menge Nieten, Corpsepaint und Patronengurten besser an und sorgt zusammen mit der schummrigen Beleuchtung für das richtige Ambiente. Außerdem gibt es hier im Gegensatz zur Band davor (die eigentlich recht stumm war) Ansagen, die von Sänger Thymos ins Mikro gefaucht werden. Auch der gute Sound trägt dazu bei, dass dieser Auftritt zu einem frühen Highlight des Abends wird.


Danach kommen die hasserfüllten Sachsen von HATUL an die Reihe und machen im Grunde da weiter, wo STREAMS OF BLOOD aufgehört haben. Die Chemnitzer setzen allerdings auf deutschen Gesang und animieren das Publikum dazu sich tüchtig zu bewegen. Es wird viel gebangt und die Fäuste nach oben gereckt. Das Material vom aktuellen Album "Widergeist" fällt in der bayrischen Provinz auf fruchtbaren Boden und sorgt für breite Zustimmung. Vor dem Eingang treibt sich währenddessen so gut wie niemand herum. Die ostdeutschen Gäste können mit ihrer Leistung also mehr als zufrieden sein und haben dieses Auswärtsspiel souverän gewonnen.


Ebenfalls aus Sachsen aber deutlich länger in der Szene dabei sind die Annaberger von EMINENZ, die von so manchem Fan als "die erste Black Metal Deutschlands" betrachtet werden. Ein Ruf der ihnen der gemeinsame Gig mit MAYHEM 1990 in Leipzig eingebracht haben dürfte. Selbst mögen die reifen Herren dieses Label "Black Metal" gar nicht so sehr. Geschminkt mit Corpsepaint sind zwar alle Mitglieder, aber musikalisch ist das Dargebotene tatsächlich kein reines Schwarzmetall und beinhaltet eine Menge Death-Metal-Elemente traditioneller Prägung. Dieser Mix ist an diesem monothematischen Abend eine willkommene Abwechselung und wird mit ausgelassener Partystimmung vor der Bühne quittiert. Als dann auch noch 'In League With Satan' von VENOM gecovert wird, brechen alle Dämme und keiner bleibt mehr ruhig stehen. Auch nach 25 Jahren haben die Pioniere der schwarzen Kunst nichts verlernt und sind spielfreudiger und energetischer als die meisten Newcomer. Allein Fronter Leviathan macht einen ultra-sympathischen Eindruck und beweist Fan-Nähe, indem gleich bei mehreren Songs, seinen Arbeitsplatz in den Zuschauerraum verlegt und sogar eine eindrucksvolle Feuerspucker-Show veranstaltet. Insgesamt ein rundum gelungener Abend, der von einem schön stimmungsvollen JUZ-Ambiente und günstigen Bierpreisen (zwei Euro für 0,33 Liter) abgerundet wird. Kurzum, Straßkirchen? Gerne wieder! - Auch wenn die Fahrt von Hessen über die A3 derzeit kein Vergnügen ist.

[Adrian]

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